Straßmannstraße

Diese Arbeit ist mit und für die Bewohnern eines Berliner Mietshauses entstanden, ihre täglichen Gewohnheiten und Wege wurden im Flur dokumentiert und reflektiert. Der Eingangsbereich des Wohnhauses wird von allen Mietern benutzt, man begegnet sich dort flüchtig. Diese räumliche und menschliche Schnittstelle stand im Mittelpunkt einer 12 stündige Intervention, die dort mit Christoph Zangerle durchgeführt wurde. Zunächst wurden drei große, mit Markierungen versehene und weiß lasierte Hartfaserplatten am Boden des Eingangs ausgelegt. Alle Mieter und Besucher hinterließen ihre Spuren auf dem Untergrund. Jeder bekam eine Nummer und konnte seinen Namen und das momentane Wegziel auf die Platten neben die Spur schreiben. Es wurde zusätzlich eine Liste angefertigt, die sämtliche Ereignisse in diesem Flur dokumentierte. Die Fluktuation an diesem Ort verlangsamte, es fanden plötzlich viele Begegnungen statt. Bei der 100. Spur wurde die Aktion beendet, die Platten fixiert und am nächsten Tag in die dafür vorgesehenen gerahmten Wandflächen im Eingangsbereich eingesetzt. Aus der Liste entstand ein Buch mit zusätzlichen leeren Seiten für die hausinterne Kommunikation, das drei Monate lang im Eingangsbereich allen zugänglich war. Der Hauseigentümer war zu einer Eröffnungsfeier der Arbeiten dort im Flur bereit und selbst erstaunt über die Resonanz und Eigeninitiative der Hausbewohner. Ein Streichquartett hatte für diesem Zweck ein kleines Konzert einstudiert. Die Mieter lernten sich kennen und erlebten diesen Durchgangsort auf ganz andere Art und Weise. Ihre Gewohnheiten und täglichen Wege bildeten den Kern der Arbeiten, die von da an im Eingangsbereich ihres Miethauses hingen.

Straßmanstraße 34 in Berlin Friedrichshain im November 2001 (1 Jahr später). Die Bildtafeln wurden mit "Tags" versehen, eine Arbeit wurde komplett entfernt.

>Abbildungen