Planbad

Ausgangspunkt ist der Vorgang des Ins-Wasser-Springens. Ähnlich wie in bestimmten Lebenssituationen braucht man beim Springen Mut, Entschlossenheit und Überwindung. Im Leben kann dieser Vorgang zu Veränderungen führen, die Denkmuster beeinflussen, Prinzipien sortieren und Werte neu formulieren.

Das Bild eines Schwimmbades als Form für menschliches Regelwerk (die Badeordnung!) und seine Begrenzungen wurde in einem leerstehenden Ladeninterieur in Berlin Moabit realisiert. Die Arbeit bezog sich stark auf den Raum und entwickelte sich in diesem Umfeld weiter. Im Oktober 2000 wurde der Ort als PLANBAD definiert, indem er in seinen Rohzustand versetzt und mit Markierungen aus dem Schwimmbecken versehen wurde. Eine Kamera dokumentierte das Verhalten der Besucher in diesem "leeren" Raum.

Im weiteren Verlauf wurden die Gewohnheiten im realen Schwimmbad untersucht und in den Ausstellungskontext gestellt. Dazu gab es insgesamt acht verschiedene Fragebögen, die abwechselnd im Postbad Moabit, im SEZ Friedrichshain und im PLANBAD verteilt und von Besuchern, Schwimmern und Nichtschwimmern ausgefüllt wurden. Außerdem gab es einen großen Fragebogen an den drei Innenwänden des Ladens (1.80 x 12 Meter). Dort konnte sich jeder Besucher zum Thema Schwimmen, Bahnenkreuzen und ins–kalte–Wasser–Springen äußern. In verschiedenen Raumpräsentationen wurden alle drei Wochen Ereignisse oder Ergebnisse in dem Raum auf unterschiedliche Art und Weise zum Thema Springen und Schwimmen gezeigt. Es wurde zum Beispiel ein Super8-Filmloop in schwarz-weiß aus dem Poststadion integriert, oder die Künstlerin Birgitta Wehner schrieb in Anlehnung an die Fragebögen ein Theaterstück für eine Frau, das sie selbst am 16. Februar 01 aufführte. Der Arbeitsprozess von PLANBAD I dauerte insgesamt sechs Monate.

Die Rauminstallation PLANBAD II (siehe Bild, fotografiert von Sven Fiebig) wurde in einem Kellergeschoss ebenfalls in Moabit präsentiert. Zahlreiche Textbahnen, Material aus den gesammelten Fragenbögen, umspannten den ca. 2,00 m hohen Raum horizontal und vertikal. Daraus ergab sich eine Art 3 dimensionales Koordinatensystem. Aus Lautsprechern hörte man Schwimmbadgeräusche von kreischenden Kindern, Pfiffe des Bademeisters, das Abfedern des Sprungbrettes, den Aufprall im Wasser, Lautsprecherdurchsagen und Ausschnitte von Interviews, die mit den Ausstellungs- und Schwimmbadbesuchern geführt worden waren. Es roch nach Chlor.

Planbad Abschlussarbeit, Wittstockerstraße in Berlin Moabit, 2001

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