Brautschau

Diese Arbeit beschäftigt sich mit der menschlichen Wahrnehmung von der urbanen Schaufensterlandschaft im Stadtraum, speziell die Fenster von Geschäften für Brautkleider. Niemals bis selten betritt man diese Läden, sie sind nachts meist hell erleuchtet und jeder knüpft an dieses Schaufensterbild unterschiedliche Vorstellungen oder Illusionen.

BRAUTSCHAU_01 Was sehen die Menschen, die vorübergehen, was nehmen sie wahr? Eine Performance von 19:00 bis 10:00Uhr morgens im Inneren des Ladens und einer versteckten Kamera vor dem Laden, die je 10 Minuten pro Stunde aufzeichnete gab darüber Aufschluss. Eine lebende Braut im schwarzen, bayrischen Dirndl blickte in einem türkischen Brautmodenladen den Passanten hinterher, schlief ein paar Stunden und sah die Ersten, die am Görlitzer Bahnhof auf dem S-Bahnsteig gegenüber warteten. Es ereigneten sich überraschende Entdeckungen. Eine nonverbale Kommunikation mit einem nächtlichen Bild. Die Arbeit ist im Kontext einer Veranstaltung mit urban dialogues entstanden, die sich thematisch mit dem Kulturenvergleich in Berlin auseinandersetzten.

BRAUTSCHAU_02 Die nächste Performance zwei Monate später war ganz in weiß Um der Kommunikation zwischen Passanten und "Braut" eine neue Ebene einzuräumen war außen und innen an der Scheibe ein Stift mit Flüssigkreide befestigt. Jeder Betrachter konnte seine Fragen oder Kommentare aufschreiben, die dann von der anderen Seite erwidert wurden. Die Schnittstelle, die normalerweise das Außen vom Innen trennt entwickelte sich zum Transmitter der nächtlichen Kommunikation. Als die Ladenbesitzerin um 10:00Uhr morgens die Tür aufschloss, war eine Art weißer Vorhang aus Worten zu sehen, der die nächtlichen Dialoge zu Tage treten ließ.

BRAUTSCHAU_03 Angeschlossen an eine Gruppenausstellung im öffentlichen Raum wurden die Videobänder der beiden Nächte an die Schaufenstern der Bar Myslivska in Kreuzberg parallel projeziert.

Die Arbeit wurde zusammen mit I. Albert realisiert.

Brautschau_02, Berlin Moabit, Gül Boutique, 2002

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